Stimmt es, dass Ingwer die Anzeichen von Reisekrankheit lindert oder Kokablätter bei Höhenkrankheit helfen? Um auf Reisen gesund zu bleiben, unterziehen wir uns oft gut gemeinten Ratschlägen. Aber was hilft wirklich? 10 allgemeine Gesundheitsmythen rund ums Reisen auf dem Prüfstand!
Bei vielen Menschen hilft die Einnahme von Ingwer, z. B. in Form von Kapseln, tatsächlich gegen Reisekrankheit und wird als Hausmittel gegen Übelkeit, Brechreiz und Co. sehr geschätzt. Ingwer ist jedoch nicht so effektiv wie bspw. Arzneimittel mit den Wirkstoffen Dimenhydrinat, Cinnarizin oder Scopolamin.
Daher ist Ingwer nur für leichte Formen der Reisekrankheit geeignet. Ein Vorteil des Ingwers jedoch ist, dass keine Nebenwirkungen auftreten, während die Wirkstoffe in Medikamenten meist zu Schläfrigkeit führen.
In den Anden wird die Koka-Pflanze traditionell gegen Symptome der Höhenkrankheit wie Sauerstoffmangel, Kopfschmerzen, Kälte oder Müdigkeit eingesetzt. Man kann die Blätter entweder direkt kauen oder alternativ einen Tee daraus brühen.
Koka enthält viel Kohlenhydrate, Calcium, Proteine, Eisen, Vitamin A und B und rund 0,4 Prozent Kokain, weshalb der Pflanze in Europa die gleiche Wirkung wie der Leistungsdroge nachgesagt wird. Um eine berauschende Wirkung in der Tat zu spüren, müssten unzählige Blätter über Stunden lang gekaut werden.
Chili und Schnaps haben tatsächlich einen gewissen vorbeugenden Effekt gegen Magen- und Darmbeschwerden, wenn du sie vor bzw. beim Essen in gesunden Mengen zu dir nimmst.
Scharfes Essen mit Chili und hochprozentiger Alkohol regen nämlich die Produktion von Magensäure an, die im Essen vorhandene Keime abtötet. Niedrigprozentiger Alkohol wie etwa Bier hat dagegen keine prophylaktische Wirkung.
Du willst auf Nummer sicher gehen? Dann meide besser das Leitungswasser auf Reisen. Wirklich notwendig ist das aber nur in Regionen, wo mangelhafte Hygieneverhältnisse herrschen. Am besten kaufst du industriell abgefülltes Trinkwasser und achtest darauf, dass die Flasche versiegelt ist.
Wenn kein Trinkwasser erhältlich ist, kannst du das Wasser auch selbst durch Abkochen, Filtern oder chemische Desinfektion (mittels Tabletten von Zuhause) „reinigen“.
Das stimmt, auch wenn es eines der Gesundheitsmythen mit einem großen Aber ist!
Die UV-B Strahlung der Sonnenbank aktiviert zwar die pigmentbildenden Zellen der Haut, die sog. Melanozyten, welche daraufhin eine Schutzschicht bilden. Dies verlängert die Eigenbräunzeit – also die Zeit, die man ohne ein entsprechendes Schutzmittel in der Sonne verbringen kann, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen.
Der Haken dabei ist jedoch: Bei häufiger Nutzung eines Solariums erhöhst du das Risiko, später im Leben an Hautkrebs zu erkranken. Daher besser – egal ob im Sommer oder Winter – an den Sonnenschutz denken und aufs Solarium verzichten.
Nein, so pauschal stimmt es leider nicht. In einigen Regionen der Welt, z. B. in Südostasien und Teilen Afrikas, sind häufig Arzneimittelfälschungen im Umlauf, die gar keinen oder nur sehr wenig Wirkstoff enthalten.
Oft werden auch Präparate angeboten, die bei uns in Deutschland etwa aufgrund ihrer Nebenwirkungen gar nicht oder nicht mehr zugelassen sind.
Das ist leider ein weit verbreiteter Irrglaube unter den allgemeinen Gesundheitsmythen.
Viele Impfungen können auch noch kurzfristig verabreicht werden und sind trotzdem ausreichend effektiv. Hierzu zählen bspw. alle Auffrischimpfungen, aber auch die Impfungen gegen Hepatitis A, Grippe, Meningokokken-Meningitis oder Typhus.
Generell gilt: Lieber kurzfristig impfen als komplett auf den Schutz verzichten! Nicht nur seit Covid-19 gilt in manchen Ländern eine Impfpflicht für Reisende – zum Beispiel bei Gelbfieber (Nachweis der Gelbfieberimpfung wird ab dem 10. Tag der Verabreichung gültig anerkannt).
Klingt zu schön, um wahr zu sein. Immerhin: Citronella kann kurzfristig gegen Mücken wirken – so geht man von etwa 15 bis 20 Minuten Schutzzeit aus.
Knoblauch hält allenfalls Mitmenschen fern, gegen Mücken ist er aber nicht effektiv. Ebenso konnte für Vitamin B-Präparate keine Wirksamkeit nachgewiesen werden.
Nicht wirklich, dieser Gesundheitstipp zielt eher auf den Geschmack ab.
Mit Cola und Salzstangen führst du zwar dem Körper die benötigten Elektrolyte und Kohlenhydrate zu und gleichst damit deinen Wasser- und Salzhaushalt wieder aus. Unverdünnt kann sich jedoch der hoher Zucker- und Koffeingehalt der Cola bei Durchfall wieder nachteilig auswirken.
Besser geeignet zum Ausgleich des Wasser- und Elektrolythaushaltes ist daher die sog. orale Rehydratationslösung, die in Apotheken erhältlich ist. Sie beinhaltet genau die richtige Konzentration an Glucose und Salzen. Und wenn der Magen mitmacht, Tee und Schonkost päppeln einen wieder am besten auf!
Aufgepasst: Antibiotika sind bei Reisedurchfall meist nicht nötig!
Neugierig und in Sachen Essen experimentierfreudig? Etwas Vorsicht ist jedoch angebracht.
Denn in fremden Ländern sind andere Viren und Bakterien verbreitet als hierzulande. Wenn diese Erreger mit der Nahrung in unseren Körper gelangen, werden sie vom Immunsystem nicht erkannt und somit auch nicht effektiv eliminiert. Die Darmflora wird so aus dem Gleichgewicht gebracht und es kann zu Durchfall, Bauchschmerzen und anderen Beschwerden kommen.
Das Immunsystem von Einheimischen ist an die örtlich verbreiteten Erreger angepasst und bekämpft die schädlichen Keime sehr viel schneller. Doch auch ein ungewohntes oder einfach zu scharfes Essen kann zu Magen-Darm-Problemen führen.