Stimmt es, dass nur Anfänger höhenkrank werden können? Wie wirkt sich Höhe auf unseren Körper aus? Und wann macht ein Höhentest Sinn? Höhenkrankheit oder „Soroche“, wie es auf Spanisch heißt, ist bei Reisen nach Peru, Boliven oder Trekkingtouren nicht ungewöhnlich. Wie du beim Aufenthalt in höhergelegenen Reisegebieten gesund bleibst – nachgefragt bei Reisemedizinern!

Höhenkrankheit-FAQs – richtig oder falsch?

Nur „Anfänger“ können höhenkrank werden.

Falsch! Höhenkrankheit hängt nicht von der Bergerfahrung, körperlichen Fitness oder gar dem Alter ab. Auch Sportler oder Guides können höhenkrank werden.

Bei Guides kommt es sogar durchaus öfter vor, denn auf Höhenunterschiede muss sich der Körper jedes Mal neu einstellen. Wer dagegen seine Reiseroute mit Bedacht und Pausen plant, hält das Risiko zu erkranken klein.

Bis 3.000 Meter in der Höhe merkt man nichts.

Richtig! Gesunden Menschen bereitet ein Aufstieg bis 2.500 m / 3.000 m in der Regel keine Probleme. Oberhalb dieser Grenze braucht der Körper schon länger, um sich dem verminderten Luftdruck bzw. der „dünnen Luft“ anzupassen.

In dieser Situation versucht unser Herz den Sauerstoffmangel auszugleichen und arbeitet schneller.

Die Faustregel für den Aufenthalt in der Höhe: Pro 1.000 Meter büßen wir ca. 10 Prozent unserer Leistungsfähigkeit ein.

Nur bei heftigen Schmerzen wird es ernst.

Falsch! Bei Höhenkrankheit gibt es drei Stadien: 

  • Stadium 1: Bereits bei einer leichten Höhenkrankheit (AMS = Acute Mountain Sickness) hat man mit Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Schlafstörungen, Übelkeit oder Erbrechen zu kämpfen, fast wie in einem Rauschzustand.
    Bereits in dieser Phase ist es wichtig, den Aufstieg zu unterbrechen, einen Rasttag einzulegen und zu warten, bis die Symptome abklingen. Hilft die Pause innerhalb von 24 Stunden nicht, so muss man auf eine Höhe unter 2500 m absteigen und sich ggf. behandeln lassen.
  • Stadium 2: Ab einer Höhe von etwa 4000 m sind gesundheitliche Beschwerden intensiver. Im schlimmsten Fall kann es zu einem Lungen- oder Hirnödem mit Koma kommen.
    In beiden Fällen muss man mit Sauerstoff versorgt und so schnell wie möglich abtransportiert werden, ggf. auch in einem sogenannten Überdrucksack.
  • Stadium 3: Ab 5.300 m ist eine Akklimatisation nicht mehr möglich.

Infografik – Höhenwanderung: Was tun bei Höhenkrankheit?

„Climb high, sleep low“ – empfehlen die Experten

Richtig! Je höher die Region und geringer der Luftdruck, desto länger braucht der Körper, um sich anzupassen. Wenn du zum Beispiel von Deutschland aus in die Anden fliegst und auf über 2.500 Metern Höhe landest, hat dein Körper keine Zeit, sich langsam an die dünne Luft anzupassen.

Alleinreisende werden häufiger höhenkrank

Falsch! Die Erfahrung bei Trekkingtouren zeigt, dass in Gruppen ein größeres Risiko von Höhenkrankheit als bei Alleinreisenden oder Paaren besteht. Gruppenzwang und Ehrgeiz führen dazu, dass Teilnehmer nicht zugeben, wenn sie am Ende ihrer Kräfte sind oder bereits erste Symptome spüren.

Der Zeitplan vieler Touren ist zudem oft so straff, dass selbst Guides häufig an Höhenkrankheit leiden, auch weil sie auf Touren viel mehr Gepäck tragen und insgesamt unter schlechteren Lebensbedingungen leben. 

Reisen in höhere Gebiete sind nicht für Kinder und Vorerkrankte geeignet.

Falsch! Rein körperlich haben Kinder die gleichen Voraussetzungen wie Erwachsene. Gebiete über 2.500 m empfiehlt man allerdings erst bei Kindern erst ab 8 Jahren. Ab diesem Alter können Kinder auch evtl. Symptome gut äußern und einschätzen. Eine Prophylaxe ist für Kinder nicht geeignet.

Bei Vorerkrankten ist die kritische Höhe, ab der mit Gesundheitsrisiken zu rechnen ist, niedriger als bei Gesunden. Menschen mit Herz- oder Lungenkrankheiten sollten vor einem geplanten Höhenaufenthalt ärztlichen Rat einholen.

Asthmatiker beispielsweise können durchaus in höheren Gebiete wandern, wenn sie gut eingestellt sind. Personen mit einer Herzinsuffizienz oder einem erlittenem Herzinfarkt oder Schlaganfall sollten die Höhe meiden. Auch Schwangere sollten Reisen über 2.500 Metern meiden. 

Höhentauglichkeitstest macht nur für Sportler Sinn.

Nicht nur! Wer sich das erste Mal in die Höhe traut, z.B. für eine Trekking-Tour oder in ein höher gelegenes Gebiet fliegen möchte (wie Quito auf 2.800 m), bekommt mit einem Höhentest ein erstes Gefühl für seine individuelle Höhentauglichkeit.

Sportler nutzen diesen Test, um mittels eines anschließenden Höhentrainings ihre sportlichen Leistungen zu verbessern. 

Höhentauglichkeitstest – so läuft er ab

In der Reisepraxis von Globetrotter kannst du beispielsweise deine individuelle Höhenverträglichkeit unter medizinischer Aufsicht testen lassen.

Wie läuft der Höhen-Test ab? Eine Stunde lang atmest du dabei über eine Maske sauerstoffarme Luft ein, wie sie auf 3.500 Meter Höhe herrscht.

Vor und nach dem Test sowie alle 15 Minuten währenddessen werden dein Sauerstoffgehalt im Blut, Puls und Blutdruck gemessen. Wer die Höhe nicht gewöhnt ist, merkt recht schnell denn Unterschied – der Atem wird schneller und der Körper gibt sein Bestes, um sich einzustellen. Am Ende des Tests steht dann die Wahrscheinlichkeit fest, wie dein Körper mit den Bedingungen auf 3.500 m ohne eine zeitliche Akklimatisation zurechtkommen würde.