Vieles spricht für einen Badeurlaub in Europa. Das Gute daran: Bei medizinischen Vorfällen wie Sonnenstich, Fieber oder Unfall sind Familien auf der sicheren Seite. Doch welche Unterschiede gibt es, wenn man im Urlaub zum Arzt muss? Ein schneller Überblick über die medizinische Versorgung in den wichtigsten Ferienreisezielen in Europa:

Spanien

Das beliebteste Urlaubsziel der Deutschen weist ein sehr gutes Netz von Ärzten und Gesundheitszentren auf. Eine Behandlung in Zentren und Praxen des öffentlichen Gesundheitssystems ist durch deine Europäische Gesundheitskarte (EHIC)* abgedeckt.

Trotzdem gibt es eine Kostenlücke: Auf eine private Reisekrankenversicherung solltest du nicht verzichten, da sich gerade an den beliebten Badeorten häufig nur Privatarzt-Praxen befinden. Bei diesen musst du Leistungen so gut wie immer privat bezahlen. Krankentransporte sind in Spanien nur über einen öffentlichen Gesundheitsdienstleister kostenlos.

Solltest du im Urlaub in Spanien erkranken, kannst du dich für die Erstversorgung an die staatlichen Gesundheitszentren wenden (Centros de Atención Primaria – CAP; in manchen Regionen auch Consultorios Locales – CLs), die auch einen 24-Stunden-Notfalldienst (Urgencias) anbieten. Für Notfälle ist das nächstgelegene öffentliche Krankenhaus (Hospital Público) zuständig.

Italien

Auch in Italien musst du als Urlauber die Behandlung durch einen Privatarzt aus eigener Tasche bezahlen. Kostenlose Behandlungen erhältst du dagegen nur bei Medizinern, die beim nationalen Gesundheitsdienst (Servizio Sanitario Nazionale, kurz SSN) eingetragen sind oder alternativ in den lokalen Gesundheitsstellen (USL).

Kostenlos heißt jedoch nicht, dass bei der gesetzlichen Versorgung nicht Zuzahlungen anfallen können – wie z. B. für Überweisungen eines Allgemeinmediziners zum Facharzt oder Medikamentenrezepte.

Für Notfälle ist der Notdienst in den öffentlichen Krankenhäusern deine erste Anlaufstelle.

Doch aufgepasst: Der Notdienst ist über die EHIC-Gesundheitskarte als Basis abgedeckt. Handelt es sich jedoch um eine allgemeine medizinische Behandlung und keinen richtigen Notfall, berechnen auch öffentliche Krankenhäuser Leistungen privat.

Grundsätzlich bieten beide Bereiche einen gleichwertig guten medizinischen Standard, unterscheiden sich jedoch deutlich bei der Wartezeit. In manchen regionalen Gebieten im Süden Italiens kann der Standard auch niedriger sein.

Tipp: Bei längeren Aufenthalten lohnt es sich, sich im lokalen Gesundheitsdienst zu registrieren und dir so eine feste Hausarzt-Behandlung zu sichern.

Griechenland

In Griechenland übernehmen die zugelassenen Kassenärzte (KA/EOPYY) die unentgeltliche Versorgung der Patienten und Touristen. Der Anteil der Privatärzte überwiegt allerdings in der ambulanten Versorgung.

Wie in anderen Ländern sind in unmittelbarer Nähe der griechischen Urlaubszentren fast ausschließlich Privatpraxen zu finden. Allgemein bietet Griechenland einen zuverlässigen medizinischen Standard und eine gute Apothekendichte.

Die Behandlung in öffentlichen Krankenhäusern ist für gesetzlich Versicherte kostenfrei, doch häufig – wie in anderen Ferienländern – mit Zuzahlungen verbunden.

Türkei

Die Gesundheitsversorgung in der Türkei ist regional unterschiedlich, so auch der Standard in gesetzlichen und privaten Einrichtungen.

Wichtig: Bei stationären Behandlungen solltest du in jedem Fall die Notrufzentrale deiner Reiseversicherung gleich zu Beginn einbeziehen, um Schwierigkeiten bei der Behandlung zu vermeiden. So sicherst du dir außerdem eine Zweitmeinung durch einen deutschen Reisemediziner. Mehr Infos zu Krankenhausbehandlungen in der Türkei

In der Türkei wird die EHIC-Karte nicht akzeptiert und der Urlaubskrankenschein kann oft ein kompliziertes Verfahren nach sich ziehen. Dies kannst du mit einer privaten Reisekranken-Versicherung vermeiden.

Frankreich

Die medizinische Infrastruktur Frankreichs liegt auf einem hohen Niveau – du kannst dich auf Reisen also auf ein sehr gutes Gesundheitssystem verlassen.

Allerdings fallen für die ambulante Behandlung beim Facharzt oder für Medikamente meist erhebliche Zusatzkosten an – wie zum Beispiel der Selbstbehalt, ein Prozentsatz, dessen Höhe von der Behandlung oder dem jeweiligen Medikament abhängt. Bei Krankenhäusern dominiert der private Sektor.

Termine beim Allgemein-Mediziner müssen vorab vereinbart werden, Sprechstundenhilfen wie bei uns sind in Frankreich eher selten zu finden. Zugelassene Mediziner sind in zwei Bereiche eingeteilt: „Conventionné secteur 1“, der über Kassentarife abrechnet sowie „Conventionné secteur 2“, der mit freier Tarifabrechnung dem privaten Bereich entspricht.

Kroatien

In Kroatien entspricht die medizinische Grundversorgung dem gewohnten europäischen Standard, ist im weltweiten Ranking als überdurchschnittlich eingestuft.

Die Grundversorgung für Reisende in den medizinischen Ambulanzen ist allgemein über die Gesundheitskarte abgedeckt. Doch auch hier musst du im Fall der Fälle bestimmte Anteile selbst tragen, da die gesetzlichen Krankenkassen nicht alle Behandlungskosten übernehmen. Dies gilt beispielsweise auch für Medikamente.

In einigen Ferienresorts oder Campingplätzen sind Ärzte mit festen Sprechstunden für die medizinische Versorgung der Gäste in der Anlage da.

Österreich

Bei unseren Nachbarn steht dir eine sehr hohe Ärztedichte und -qualität zur Verfügung – insbesondere im Bereich der Unfallmedizin und Orthopädie, was für den Wander- oder Wintertourismus eine große Rolle spielt.

Die Abrechnung der Behandlungen von Touristen läuft über die EHIC-Karte, je nach Fall musst du aber mit einem Eigenanteil rechnen.

Portugal

Nicht in der Top 10 Liste der deutschen Reiseziele, aber dafür nicht minder schön: Vor allem die Westküste Portugals bietet sich als Familien-Aktiv-Urlaub z. B. für Surfanfänger an. Die medizinische Versorgung ist auf einem hohen Niveau – es gibt sowohl private, als auch öffentliche Krankenhäuser.

Die beste Versorgung bieten neben den privaten Krankenhäusern auch öffentliche Kliniken (hospitales públicos com urgência) in Lissabon, Faro, Porto, Évora und Portimão.

Die staatlichen Gesundheitszentren (Centro de Saúde), die ähnlich wie eine Hausarztpraxis arbeiten, sowie die Notaufnahmen der öffentlichen Krankenhäuser rechnen touristische Behandlungen über die EHIC Karte ab.