Für viele ist Fliegen der Start in den Urlaub – bei dir löst der Gedanke daran eher Unbehagen aus? Schwitzige Hände, Herzklopfen oder der Wunsch umzudrehen: Flugangst ist keine Seltenheit und kann selbst kurze Flüge zur Belastung machen. In diesem Artikel erfährst du, woher sie kommt, wie sie sich zeigt – und was wirklich hilft, um entspannter zu fliegen.

Was ist Flugangst – und wie äußert sie sich?

Fliegen gehört zu den sichersten Fortbewegungsmitteln der Welt – und trotzdem löst es bei vielen Menschen Angst aus. Das ist kein Zufall: Fliegen ist eine dem Menschen von Natur aus fremde Art der Fortbewegung. Kein direkter Einfluss auf die Situation, keine Möglichkeit, „einfach auszusteigen“ – das kann bei manchen ein mulmiges Gefühl, bei anderen massive Angstzustände auslösen.

Flugangst in Zahlen

Etwa 16 % der Deutschen leiden unter starker Flugangst, weitere 22 % empfinden zumindest deutliches Unbehagen beim Fliegen. Die Ausprägungen sind sehr unterschiedlich – von leichter Nervosität vor dem Abflug bis hin zu Panikattacken, die das Fliegen unmöglich machen.

Was steckt hinter Flugangst?

Viele Betroffene fürchten sich vor dem Start, der Landung, Turbulenzen, einem möglichen Absturz – oder einfach davor, im Flugzeug „eingesperrt“ zu sein. Die Angst wird oft begleitet von dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.

In ausgeprägter Form kann Flugangst eine sogenannte spezifische Phobie sein – also eine psychische Störung, bei der die Angst übermäßig stark ist und das Leben erheblich beeinträchtigt. In diesem Fall spricht man von Flugangststörung, Flugphobie oder Aviophobie.

Symptome: Wie äußert sich Flugangst?

Die Symptome variieren stark – sowohl psychisch als auch körperlich:

Körperliche Reaktionen

  • Herzklopfen oder Herzrasen
  • Kurzatmigkeit, Engegefühl in Brust oder Hals
  • Zittern, Schweißausbrüche, Frösteln
  • Schwindel, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden
  • Muskelverspannungen, weiche Knie
  • Hyperventilation oder Atemnot

Psychische Reaktionen

  • Starke innere Unruhe oder Panikgefühle
  • Gefühl von Kontrollverlust
  • Benommenheit, Gefühl der Unwirklichkeit (Derealisation)

Diese Reaktionen sind eine Folge der Ausschüttung von Stresshormonen wie Adrenalin, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzen – auch wenn objektiv keine Gefahr besteht.

Warum die Angst unbegründet ist – rein statistisch

Rational betrachtet ist Fliegen extrem sicher: Das Unfallrisiko beim Fliegen ist über 800-mal geringer als beim Autofahren. Dennoch empfinden viele Menschen ihre Angst als real und bedrohlich – selbst wenn sie wissen, dass sie irrational ist. Genau das macht Flugangst so belastend.

Was kann man selbst gegen Flugangst tun?

Auch wenn Flugangst oft irrational erscheint – du kannst aktiv etwas dagegen tun. Vorausgesetzt, es liegt keine ausgeprägte Angststörung vor, helfen dir viele einfache Maßnahmen, die Kontrolle zurückzugewinnen und entspannter zu fliegen.

Verstehen, was Angst wirklich ist

  • Angst ≠ Gefahr: Angst ist ein Gefühl – keine Tatsache. Auch wenn dein Körper auf Alarm geht, heißt das nicht, dass du tatsächlich in Gefahr bist. Flugzeuge gehören zu den sichersten Verkehrsmitteln überhaupt.
  • Wissen beruhigt: Mach dich mit den Abläufen beim Fliegen vertraut. Versteh, wie Technik und Sicherheitsstandards funktionieren – das hilft, Unsicherheiten abzubauen.

Stress reduzieren – vor und während des Flugs

  • Frühzeitig anreisen: Plan dir genug Zeit am Flughafen ein, damit kein zusätzlicher Stress aufkommt.
  • Entspannungstechniken üben: Ob progressive Muskelentspannung, Atemübungen oder autogenes Training – je besser du sie vorher einübst, desto wirksamer sind sie im Ernstfall.
  • Vermeide Angstverstärker: Verzichte vor dem Flug auf Kaffee, Alkohol oder andere stimulierende Mittel.

Gut vorbereitet fliegen

  • Gedanken umlenken: Denk nicht an den Flug selbst, sondern an das Ziel – den Urlaub, das Treffen, das Abenteuer.
  • Lernangebote nutzen: Viele Airlines bieten Flugangstseminare mit Übungen im Flugsimulator – ideal, um sich der Angst strukturiert zu nähern.
  • Noise-Cancelling-Kopfhörer: Sie helfen, störende Geräusche auszublenden – gerade bei Start, Turbulenzen oder Landung.

Offener Umgang und Unterstützung

  • Sprich mit der Crew: Sag ruhig, dass du Flugangst hast – das Kabinenpersonal kennt solche Situationen gut und kann dich gezielt unterstützen.
  • Begleitung: Wenn möglich, flieg mit einer vertrauten Person – das gibt dir zusätzliche Sicherheit.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen kann entlasten und motivieren, dranzubleiben.

Positiv verstärken

  • Ablenkung nutzen: Unterhalt dich, lies ein Buch, hör Musik, schau einen Film oder spiel etwas auf dem Smartphone.
  • Erfolge feiern: Jeder überstandene Flug ist ein Schritt nach vorn – anerkenne das aktiv für dich.

Bei Flugangst kann es sehr hilfreich sein, sich während des Flugs gezielt abzulenken – zum Beispiel mit einem guten Buch, einem spannenden Hörbuch, einem Film oder einem Spiel auf dem Smartphone.

Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist

Wenn du trotz aller Selbsthilfestrategien keine Besserung spürst oder deine Flugangst dein Leben stark einschränkt, ist es absolut sinnvoll, dir professionelle Unterstützung zu holen. Denn: Flugangst ist gut behandelbar – du musst das nicht allein durchstehen.

Besonders bewährt hat sich dabei die kognitive Verhaltenstherapie. Du lernst, welche Gedanken deine Angst auslösen oder verstärken, und arbeitest gemeinsam mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten daran, diese Denkmuster zu verändern. Ziel ist, realistischere und hilfreichere Gedanken zu entwickeln.

Ein wichtiger Teil der Therapie ist oft die sogenannte Exposition: Dabei setzt du dich – behutsam begleitet – gezielt mit der angstauslösenden Situation auseinander, zum Beispiel im Flugsimulator oder sogar bei einem echten Flug. So erlebst du direkt, dass nichts Schlimmes passiert und deine Angst mit der Zeit nachlässt.

Medikamente bei Flugangst – ja oder nein?

In bestimmten Fällen kann es sinnvoll sein, vorübergehend Medikamente gegen Flugangst einzusetzen – etwa beruhigende Mittel oder leichtes Schlafmittel. Aber Vorsicht: Diese lindern zwar kurzfristig die Symptome, lösen aber nicht das eigentliche Problem.

Auch pflanzliche Präparate wie Johanniskraut sind nicht ohne Risiko – sie können Nebenwirkungen haben oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten auslösen.

Wichtig: Nimm keine Medikamente ohne Rücksprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt. Nur so kannst du sicher sein, dass sie für dich geeignet und ungefährlich sind.